Denkanstöße zu einem heiklen Thema
Abwasser und Abzocker waren das Thema der
traditionellen Himmelfahrtsdiskussion auf dem Töpferhof
Hohenwoos Himmelfahrt auf dem Töpferhof
Hohenwoos ist traditionell einem bestimmten Thema gewidmet. In diesem Jahr
ging es um Abwasser und Abzocker, im weiteren Sinne um den ökologischen
Umbau des Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungssystems. Um das heikle
Problem drehte sich eine Podiumsdiskussion.
Rund 200 Töpferhofbesucher hörten sich an, was
Politiker dazu zu sagen hatten. Das Podium war nahezu eine reine CDU- und
PDS-Riege. Die SPD glänzte, obwohl von Töpferhof-Besitzer Fritz Döscher
eingeladen, durch Abwesenheit. Landwirtschaftsminister Till Backhaus sagte
kurzfristig ab. So war es am CDU-Kreisvorsitzenden Andreas Petters, an dem
Landtagskandidaten der Christdemokraten, Christian Rosenkranz, der
PDS-Landtagskandidatin Gabriele Hahn, an Gabi Schulz,
PDS-Landtagsabgeordnete, dem Kreistagsfraktionsvorsitzenden der
Sozialisten Günter Rogin, Thomas Heldberg von der FDP, Robert Neumann vom
Vorstand der Bürgerinitiative gegen hohe Kommunalabgaben, dem Ökologen
Dr. Dietrich Kopp sowie der Buchautorin Silke Wegener, die Diskussion zu
bestreiten.
Besonders gespannt waren die Zuhörer auf Konzepte
von Politikern, wie der ökologische Umbau auf dem Abwassersektor zu
bewerkstelligen sei. Mehr als bereits Bekanntes war allerdings nicht zu hören.
So konnten die Meinungsäußerungen vom Podium, gewürzt mit kurzen
Redebeiträgen aus dem Publikum, nur Denkanstöße sein.
Fritz Döscher war dennoch zufrieden. Gedankenanstöße
gab es. Diskussionspartner Robert Neumann aus Dömitz gab zu bedenken,
dass die hohen Belastungen durch Abwasserpreise nur ein Teil des
Gesamtproblems seien, das er als Ausplünderung des ländlichen Raumes
bezeichnete. Abwanderung von jungen Leuten in Richtung der großen
Industriezentren führt nach seiner Meinung zu dramatischen Veränderungen
der Bevölkerungs- und somit auch der Infrastruktur.
Dr. Kopp aus Tewswoos hatte zunächst eine
Einleitung zur Diskussion gegeben und praktikable Möglichkeiten
aufgezeigt, Abwässer auf noch umweltgerechtere Weise zu entsorgen. Als
Beispiel nannte er so genannte Hofkläranlagen.
Auch Günter Rogin sah in relativ kleinen
Abwasserentsorgungsanlagen eine Variante, Kosten zu sparen und damit die Bürger
weniger zu belasten.
CDU-Landtagskandidat Christian Rosenkranz
unterstrich die Wichtigkeit, alles zu tun, die Region zu beleben. Der
Sprecher des Aktionsbündnisses BAFA 14, das für den Bau der
A 14 durch die Region kämpft, nannte in diesem Zusammenhang auch die
Schaffung von günstigen Rahmenbedingungen durch moderate Ver- und
Entsorgungskosten.
Insgesamt gestaltete sich die Diskussion äußerst
vielschichtig. Thomas Heldberg, Mitglied des FDP-Kreisverbandes, forderte,
bei Misswirtschaft die dafür verantwortlichen Politiker in die persönliche
finanzielle Verantwortung zu nehmen.
Gabi Schulz plädierte für ein geändertes
Kommunalabgabengesetz, was den Landtag indessen frühestens 2003 passieren
könne.
In der rund einstündigen Diskussion wurden weiter
die beschränkten Mitsprachemöglichkeiten kleiner Gemeinden in großen
Zweckverbänden, die Verantwortung der kreislichen Kommunalaufsicht, die
Nutzung externen Sachverstandes und vieles mehr angesprochen.
Die auf dem Töpferhof gegebenen Denkanstöße
werden viele Menschen insbesondere im Raum Tewswoos - Woosmer - Vielank
weiter beschäftigen. Die Bürgerinitiative gegen hohe Kommunalabgaben in
diesem Bereich hat mittlerweile weit über 400 Mitglieder. UK.
Meinungen
Andreas Petters
CDU-Landtagskandidat
"Was wir brauchen, das ist externer
Sachverstand. Die positiven Beispiele aus anderen Regionen zeigen, dass
dies der richtige Weg wäre."
Thomas Heldberg
FDP Ludwigslust
"Die Vorstände in den Zweckverbänden sollten
bei Misswirtschaft zur Kasse gebeten werden, so spüren sie die verfehlte
Politik an der eigenen Tasche."
Holger Wegner
Gemeindevertreter Karstädt
"Bürgerinitiativen müssen weiter gestärkt
und Verwaltungshürden abgebaut werden. Man fühlt sich hin und
hergeschoben."
Gabi Schulz
PDS-Landtagsabgeordnete
"Die Fördergeldvergabe sollte besser geprüft
werden. Förderung soll kostensenkend für die Bürger wirken, und das ist
leider nicht immer der Fall."
Christian Rosenkranz
CDU-Landtagskandidat
"Gemeindevertreter sind mehr gefordert. Von
Belebung in der Region kann bei den derzeitigen Abwassergebühren keine
Rede sein."
Silke Wegener
Buchautorin
"Vor allem kleinere Gemeinden werden oft bei
Abstimmungen überstimmt. Da kann von demokratischen Einrichtungen keine
Rede sein."
Günter Rogin
PDS-Kreistagsfraktion
"Eigene Anlagen helfen, hohe Wegekosten zu
sparen. Bei Ämterfusionen sollten diese auch gemeinsame Konzepte
erarbeiten."
Gabriele Hahn
PDS-Landtagskandidatin
"Beim Abwasserproblem ist nicht allein die
Landesregierung gefordert, auch die Gemeinden müssen mehr an einem Strang
ziehen."
Dieter Heyn
Bürgerallianz Thüringen
"Das Zwangsanschlussgesetz muss abgeschafft
werden. Der Anschluss an Abwasserzweckverbände hat auf freiwilliger Basis
zu erfolgen."
200 Gäste hörten beim Thema Abwasser und
Abzocker zu, diskutierten teilweise sogar mit. Foto: Stefan Bruhn
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