Sonnabend, 11. Mai 2002
[Ihre Meinung zu diesem Beitrag.]

Denkanstöße zu einem heiklen Thema

 

Abwasser und Abzocker waren das Thema der traditionellen Himmelfahrtsdiskussion auf dem Töpferhof

Hohenwoos Himmelfahrt auf dem Töpferhof Hohenwoos ist traditionell einem bestimmten Thema gewidmet. In diesem Jahr ging es um Abwasser und Abzocker, im weiteren Sinne um den ökologischen Umbau des Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungssystems. Um das heikle Problem drehte sich eine Podiumsdiskussion.

Rund 200 Töpferhofbesucher hörten sich an, was Politiker dazu zu sagen hatten. Das Podium war nahezu eine reine CDU- und PDS-Riege. Die SPD glänzte, obwohl von Töpferhof-Besitzer Fritz Döscher eingeladen, durch Abwesenheit. Landwirtschaftsminister Till Backhaus sagte kurzfristig ab. So war es am CDU-Kreisvorsitzenden Andreas Petters, an dem Landtagskandidaten der Christdemokraten, Christian Rosenkranz, der PDS-Landtagskandidatin Gabriele Hahn, an Gabi Schulz, PDS-Landtagsabgeordnete, dem Kreistagsfraktionsvorsitzenden der Sozialisten Günter Rogin, Thomas Heldberg von der FDP, Robert Neumann vom Vorstand der Bürgerinitiative gegen hohe Kommunalabgaben, dem Ökologen Dr. Dietrich Kopp sowie der Buchautorin Silke Wegener, die Diskussion zu bestreiten.

Besonders gespannt waren die Zuhörer auf Konzepte von Politikern, wie der ökologische Umbau auf dem Abwassersektor zu bewerkstelligen sei. Mehr als bereits Bekanntes war allerdings nicht zu hören. So konnten die Meinungsäußerungen vom Podium, gewürzt mit kurzen Redebeiträgen aus dem Publikum, nur Denkanstöße sein.

Fritz Döscher war dennoch zufrieden. Gedankenanstöße gab es. Diskussionspartner Robert Neumann aus Dömitz gab zu bedenken, dass die hohen Belastungen durch Abwasserpreise nur ein Teil des Gesamtproblems seien, das er als Ausplünderung des ländlichen Raumes bezeichnete. Abwanderung von jungen Leuten in Richtung der großen Industriezentren führt nach seiner Meinung zu dramatischen Veränderungen der Bevölkerungs- und somit auch der Infrastruktur.

Dr. Kopp aus Tewswoos hatte zunächst eine Einleitung zur Diskussion gegeben und praktikable Möglichkeiten aufgezeigt, Abwässer auf noch umweltgerechtere Weise zu entsorgen. Als Beispiel nannte er so genannte Hofkläranlagen.

Auch Günter Rogin sah in relativ kleinen Abwasserentsorgungsanlagen eine Variante, Kosten zu sparen und damit die Bürger weniger zu belasten.

CDU-Landtagskandidat Christian Rosenkranz unterstrich die Wichtigkeit, alles zu tun, die Region zu beleben. Der Sprecher des Aktionsbündnisses BAFA 14, das für den Bau der
A 14 durch die Region kämpft, nannte in diesem Zusammenhang auch die Schaffung von günstigen Rahmenbedingungen durch moderate Ver- und Entsorgungskosten.

Insgesamt gestaltete sich die Diskussion äußerst vielschichtig. Thomas Heldberg, Mitglied des FDP-Kreisverbandes, forderte, bei Misswirtschaft die dafür verantwortlichen Politiker in die persönliche finanzielle Verantwortung zu nehmen.

Gabi Schulz plädierte für ein geändertes Kommunalabgabengesetz, was den Landtag indessen frühestens 2003 passieren könne.

In der rund einstündigen Diskussion wurden weiter die beschränkten Mitsprachemöglichkeiten kleiner Gemeinden in großen Zweckverbänden, die Verantwortung der kreislichen Kommunalaufsicht, die Nutzung externen Sachverstandes und vieles mehr angesprochen.

Die auf dem Töpferhof gegebenen Denkanstöße werden viele Menschen insbesondere im Raum Tewswoos - Woosmer - Vielank weiter beschäftigen. Die Bürgerinitiative gegen hohe Kommunalabgaben in diesem Bereich hat mittlerweile weit über 400 Mitglieder. UK.

 

Meinungen

Andreas Petters

CDU-Landtagskandidat

"Was wir brauchen, das ist externer Sachverstand. Die positiven Beispiele aus anderen Regionen zeigen, dass dies der richtige Weg wäre."

Thomas Heldberg

FDP Ludwigslust

"Die Vorstände in den Zweckverbänden sollten bei Misswirtschaft zur Kasse gebeten werden, so spüren sie die verfehlte Politik an der eigenen Tasche."

Holger Wegner

Gemeindevertreter Karstädt

"Bürgerinitiativen müssen weiter gestärkt und Verwaltungshürden abgebaut werden. Man fühlt sich hin und hergeschoben."

Gabi Schulz

PDS-Landtagsabgeordnete

"Die Fördergeldvergabe sollte besser geprüft werden. Förderung soll kostensenkend für die Bürger wirken, und das ist leider nicht immer der Fall."

Christian Rosenkranz

CDU-Landtagskandidat

"Gemeindevertreter sind mehr gefordert. Von Belebung in der Region kann bei den derzeitigen Abwassergebühren keine Rede sein."

Silke Wegener

Buchautorin

"Vor allem kleinere Gemeinden werden oft bei Abstimmungen überstimmt. Da kann von demokratischen Einrichtungen keine Rede sein."

Günter Rogin

PDS-Kreistagsfraktion

"Eigene Anlagen helfen, hohe Wegekosten zu sparen. Bei Ämterfusionen sollten diese auch gemeinsame Konzepte erarbeiten."

Gabriele Hahn

PDS-Landtagskandidatin

"Beim Abwasserproblem ist nicht allein die Landesregierung gefordert, auch die Gemeinden müssen mehr an einem Strang ziehen."

Dieter Heyn

Bürgerallianz Thüringen

"Das Zwangsanschlussgesetz muss abgeschafft werden. Der Anschluss an Abwasserzweckverbände hat auf freiwilliger Basis zu erfolgen."

200 Gäste hörten beim Thema Abwasser und Abzocker zu, diskutierten teilweise sogar mit. Foto: Stefan Bruhn

 

 


Bürgerinitiative gegen überhöhte Kommunalabgaben im Landkreis Ludwigslust e.V.
Spenden-/ Vereinskonto Nr. 1530 000 994, Kreissparkasse Ludwigslust, BLZ 140 520 00
1. Vorsitzender Dr. Hans-Jürgen Neiding, Gartenstr. 4, 19303 Tewswoos, Tel 038759/3040
 Haftungsausschluss | Webmaster | Stand: 11.05.2002 |
webdesign thomas hein