Ludwigslust
Es scheint bergauf zu gehen mit dem Zweckverband
kommunale Wasserversorgung und Abwasserbehandlung (ZkWAL). Der am
Dienstag bestätigte Jahresabschluss 2001 ist der beste seit Bestehen
des Verbandes. Und: Die Abwassergebühren sinken nun um durchschnittlich
14,5 Prozent.
Bis einschließlich 1999 hatte der ZkWAL die Geschäftsjahre
noch mit einem satten Minus von durchschnittlich zwei Millionen Mark
abgeschlossen; Ende 2000, unter der Ägide eines neuen Vorstandes, wies
der Jahresabschluss noch eine halbe Million Mark im roten Bereich aus.
Nun schreibt der Verband, dessen Geschäfte seit
Oktober vergangenen Jahres von der WEMAG AG geführt werden, erstmals
schwarze Zahlen: Das Jahresergebnis 2001, das am Dienstag durch die
Verbandsversammlung bestätigt wurde, beläuft sich auf knapp 330000
Mark Gewinn, das beste Ergebnis seit Bestehen des ZkWAL. "Ich gehe
davon aus, dass die wirtschaftliche Talsohle damit endgültig
durchschritten ist, sagte Verbandsvorsteher Werner Schulz.
Als Gründe für die Genesung des Verbandes gelten
unter anderem veränderte Strukturen innerhalb der Verbandsverwaltung,
eine Reihe von Vertragskündigungen, der Verzicht auf
Unternehmensberater und der Verzicht auf Prozesse. Insgesamt würdigte
der Wirtschaftsprüfer ausdrücklich die Arbeit des Vorstandes und der
neuen Geschäftsführung.
Zur Kostensenkung trug überdies auch die im
Herbst vergangenen Jahres beschlossene Abwasser-Gebührenerhöhung bei.
Jetzt, vor dem Hintergrund insgesamt positiver Veränderungen, werden
diese Gebühren wieder gesenkt - um durchschnittlich 14,5 Prozent. Das
beschloss die Verbandsversammlung einstimmig. So müssen beispielsweise
Kunden im Bereich Neustadt-Glewe statt bisher veranschlagten 4,42 Euro
3,11 Euro pro Kubikmeter Abwasser zahlen.
Wie Geschäftsführer Hans-Dietrich Beneke gegenüber
den Bürgermeistern der ZkWAL-Mitgliedsgemeinden berichtete, wurde die
Gebührensenkung aus drei Gründen möglich: durch die wirtschaftlichere
Arbeit des Verbandes, konsequente Maßnahmen des Vorstandes und Sonderfördermittel
des Innenministeriums. Diese Mittel seien für dieses Jahr zugesagt
worden, um die Zinsbelastung des Verbandes und damit auch die Gebühren
der Kunden zu senken, so Beneke. Voraussetzung für die Bewilligung
seien die wirtschaftlich schlechte Lage des Verbandes, ein Konzept zur
Besserung, eine Beteiligung der Gemeinden an Verlusten vergangener Jahre
sowie kostendeckende Gebühren gewesen.
Als nächster Schritt sollen auch die
Trinkwasser-Gebühren gesenkt werden. Darüber soll die
Verbandsversammlung im Dezember entscheiden, wie Verbandsvorsteher
Schulz ankündigte. Greifen würde eine Änderung in diesem Bereich dann
ab Juli kommenden Jahres.
Als nächstes wird der Verband jedoch einen ganzen
Berg Mahnbriefe verschicken. Wie Geschäftsführer Beneke berichtete,
haben nahezu 1000 Kunden ihre Abwasser-Gebührenrechnung nicht
beglichen. Die Außenstände belaufen sich demnach allein in diesem Jahr
auf rund 200000 Euro. Wenngleich die Beträge hier nicht höher seien
als in anderen Verbänden, sei der Anteil der Schuldner - zehn Prozent
aller Kunden - außergewöhnlich hoch. Im Zweckverband Schweriner Umland
liegt der Anteil säumiger Kunden bei einem Prozent.
Andreas Bonin |
Unsere
(BI Abwasser) Meinung dazu:
Wen wundert es, dass die schwarzen Schafe
des maroden Zweckverband erstmals schwarze Zahlen schreiben können.
1. Unfähige Politiker und
Verwaltungsleute hatten sich überdimensionierte Klärwerke zu überhöhten
Preise andrehen lassen (kostet ja nicht deren Geld!)
2. Die Kosten dafür werden jetzt auf
alle kleinen Bürger verteilt, während Großeinleiter / -abnehmer immer
noch Dumpingpreise zahlen (auch die neuen Verträge sind der Hohn!)
3. Die Verantwortlichen werden nicht zur
Rechenschaft gezogen.
4. Unsere Bürgermeister lassen sich in
der Verbandsversammlung immer wieder einlullen (Verspricht man ihnen was
dafür?)
5. Die rechtswidrige Gebührensatzung
wurde zum Nachteil der Bürger mit vielen Ungereimtheiten durchgeboxt.
6. Der Wemag-Geschäftsführungsvertrag
über eine halbe Mio. DM wurde vorschriftswidrig nicht öffentlich
ausgeschrieben. Selbst
die Verbandsversammlung wurde mit dieser lukrativen Vertragsunterzeichnung
vor vollendete Tatsachsen gestellt. Was man denn dafür wohl hat
springen lassen...
7. Eine unheilige Allianz zwischen
Zweckverband, Wirtschaft, Verwaltung und Politik verschleiert Ursachen
und Aufklärung.
8. Wer nicht mehr pariert, wird mit
Abfindung in den Ruhestand versetzt, tritt von seinem Posten
freiwillig zurück (gegen entsprechende "Entscheidungshilfen"?)
oder wird mit mit aller Macht der alten
Seilschaften an die Wand gefahren.
9. Die Privatisierung des maroden
Zweckverbandes ist sicherlich schon abgemacht (zum symbolischen Preis
versteht sich) und dann könnte die Wemag richtig Kohle aus dem Bürger
ziehen, wenn dieser nicht schon vorher aufgegeben hat.
10. Im Kallisser Klärwerksbereich z.B.
hatte man die Abwassergebühren in den letzten drei Jahren von 5,- DM
pro Kubikmeter seit 2002 fast verdoppelt. Wenn man jetzt wieder ein paar
Prozent runtergeht, bleibt immer noch ein hübscher Gewinn.
Diese Liste lässt sich leider noch
beliebig fortsetzen. Wenn jetzt bereits
10 Prozent der Kunden ihre Gebührenbescheide nicht bezahlt haben, ist
das noch lange nicht das Ende der Fahnenstange, denn es haben ja auch
erst drei Gemeinden überhaupt die saftigen Erschließungsgebührenbescheide
erhalten
(Neu Jabel, Heidhof und Woosmer). Das ist doch auch die volle Salami-Taktik!
Sonst wären schon längst die Fetzen in Ludwigslust geflogen. Wir sehen
ja, was derzeit in Woosmer los ist.
BI |